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Klassizismus



Der Terminus "klassizistisch" leitet sich von der Bezeichnung "Klassik" ab. Damit wird nicht nur die jeweilige Blüte eines Stiles bezeichnet, sondern auch auf das klassische Altertum verwiesen, das sich durch seine Vollendung als würdig erweist, zum Vorbild genommen zu werden. In diesem Sinne beruft sich der Klassizismus wie die Renaissance auf die Antike. Es stellt sich die Frage, worin sich beide Stile unterscheiden.
Als Epochenbegriff liegt der Klassizismus in der Zeitspanne zwischen 1750 und 1840. Diese ist gesellschaftspolitisch mit dem Übergang vom Absolutismus zu der Aufklärung gleichzusetzen. An Stelle eines allumfassenden Humanismus wird nun spezielles Wissen gefordert: Auch in der Kunst sollte nun Logik und Klarheit herrschen, Moral und Ethos widergespiegelt werden. Die Heranangehensweise an ein Kunstwerk wird zunehmend akademischer, die Archäologie wird in dieser Zeit begründet. 1738 werden Herculaneum, 1748 Pompeji ausgegraben. Die wissenschaftliche Untersuchung antiker Bauten bedeutet einen neuen Ansporn für die Rezeption antiker Formen. Die von Johann Joachim Winckelmann 1755 eingeleitete Debatte um die Vorherrschaft der griechischen gegenüber der römischen Kunst leitete die Strömung des so genannten "Greek Revival" ein.
Auch Comte de Caylus befürwortete die griechische Antike; worauf der Römer Piranesi mit seinem Traktat "Le Magnificenze di Roma" reagierte und dessen Stiche "Vedute di Roma" die Kenntnis der antiken Monumente Roms auch nördlich der Alpen verbreiteten. In der Architektur des Klassizismus kehren antikisierende Elemente wieder. Portikusanlagen, Tempelfronten, Säulenordnungen werden zum gängigen Repertoire, wie beispielsweise die Propyläen von Leo von Klenze zeigen. Das Spielerische des Barock und Rokoko muss der "edlen Einfalt und stillen Größe", wie Winckelmann den Klassizismus charakterisierte, weichen. Der Klassizismus wird die offizielle Kunst am französischen Hof, aufgrund ihrer gesellschaftspolitischen Intention eignen sich klassizistische Bauten vor allem für repräsentative Zwecke. Dies zeigt beispielsweise der für Napoleon errichtete Arc de Triomphe von Chalgrin. Griechische Tempel inspirierten Karl Friedrich Schinkel für die Neue Wache in Berlin.
Der aufkommende Rationalismus ist auch in der malerischen Formensprache festzustellen. Während die Farbharmonien kühl und zurückhaltend sind, heben sich die Figuren linear von ihrem Hintergrund ab, auf malerische Werte wird verzichtet. Die Bildkompositionen folgen klaren Strukturen, Geometrie und Symmetrie herrschen vor. Thematisch hebt sich das Historienbild ab, doch auch mythologische Themen mit antiken Szenerien werden gerne dargestellt. Figuren aus der antiken Götterwelt werden auch in der Skulptur umgesetzt. Die Silhouette der Figuren ist dem zeichnerischen Stil der Gemälde entsprechend linear, selten raumgreifend und oft blockhaft. Bei der Materialwahl überwiegen reine und edle Werkstoffe wie Marmor und Bronze. Dieser akademische und archäologische Klassizismus entwickelt sich gegen Ende des Jahrhunderts zu der sehr puristischen "Revolutionskunst" weiter. Die Bezeichnung hat weniger mit der französischen Revolution zu tun, sondern verweist vielmehr auf die radikalen ästhetischen Veränderungen: So zeigen die Traktate von Claude Nicolas Ledoux und Boullée eine strenge Geometrisierung der Architektur auf.
Weitere wichtige Vertreter des Klassizismus sind: Robert Adam, Antonio Canova, Jaques Louis Davis, Jean Antoine Houdon, Jean Auguste Dominique Ingres, Leo von Klenze, Claude Nicolas Ledoux, Anton Raphael Mengs, Christian Daniel Rauch, Gottfried Schadow, Karl Friedrich Schinkel, Friedrich Semper, Jacques- Germain Soufflot, Berthel Thorvaldson, Friedrich Weinbrenner.


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