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Etienne Beothy

1897 Heves, Ungarn
1961 Paris


Etienne Beothy, am 2. September 1897 als István Beöthy im ungarischen Heves geboren, ist Architekt und Bildhauer, dessen Gesamtwerk eigenwillig und eigenständig ist. Zwar ist Beothy keiner der großen Neuerer der modernen Skulptur, dennoch haben seine Arbeiten, in denen theoretische Grundlagen und künstlerisch freie Entwürfe eng verwoben sind, durch ihre Konsequenz und Zielstrebigkeit neue Entwicklungen angeregt.
Nach dem Ersten Weltkrieg schreibt sich Etienne Beothy an der Hochschule für Architektur in Budapest ein. Bereits 1919 fasst er seine Überlegungen zur Proportionenlehre und vor allem zum Goldenem Schnitt in der Schrift "La Serie d’Or" zusammen, die zur theoretischen Grundlage seines Werks werden sollte; veröffentlicht wird der Text aber erst zwanzig Jahre später. 1919 freundet sich Etienne Beothy mit László Moholy-Nagy sowie mit der avantgardistischen Künstlergruppe "MA" (heute) um Lajos Kassák an, die vor allem vom Konstruktivisimus und Suprematismus beeinflusst ist. Dementsprechend sind Beothys erste Arbeiten architektonisch-konstruktivistisch geprägt. Während seines ganzen Schaffens wird Beothy "architektonisch" bleiben und die mathematisch-berechnete Konstruktion mit dem freien künstlerischen Entwurf verbinden.
1920 wechselt Etienne Beothy an die Hochschule für Bildende Künste Budapest und konzentriert sich auf Bildhauerei. Mit einem Abschlussstipendium reist er ab 1924 durch Österreich, Deutschland, England und Italien, um sich schließlich 1925 in Paris niederzulassen. Zu dieser Zeit ist auch die Phase des Experimentierens vorbei. Beothy will das in der goldenen Reihe theoretisch Formulierte auch plastisch umsetzen. Dabei geht er von der menschlichen Figur aus, von der er sich im Laufe der Jahre immer weiter entfernt. Der Künstler entdeckt das Holz für sich, das zu seinem bevorzugten Material wird.
In Paris wird Etienne Beothy 1928 mit einer erfolgreichen Ausstellungsreihe bekannt. Einzel- und Gruppenausstellungen in ganz Europa folgen. 1932 gründet er neben seinem Freund Auguste Herbin und Georges Vantongerloo die bedeutende Künstlervereinigung "Abstraction-Création" mit, deren Vizepräsident er bis 1936 ist. 1938 organisiert Beothy die erste Ausstellung französischer und ungarischer abstrakter Kunst in Budapest. 1939 veröffentlicht er seine "Serie d’Or", in der er nachzuweisen versucht, dass jedes Kunstwerk einen mathematischen Ausgangspunkt hat. Die Veröffentlichung geschieht zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt, da die konstruktiven Kunstströmungen, die bis Mitte der 1930er Jahre dominiert haben, an Einfluss verlieren; zudem ist das Interesse für Kunst durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht besonders hoch. Etienne Beothys Schrift wird kaum wahrgenommen.
Während des Zweiten Weltkriegs engagiert sich Beothy in der Résistance. Von 1941 bis 1943 leitet er die Widerstandsgruppe ungarischer Intellektueller und Künstler in Paris, die er 1946 auf Einladung der Unesco bei der Ausstellung Internationale Moderne Kunst repräsentiert. Weiterer wichtige Ausstellungen in ganz Europa folgen.
Auch seine theoretischen Arbeiten setzt Beothy fort. Er wendet sich der Auseinandersetzung mit Farbe zu. Seine Pläne für die Entwicklung einer exakten Farb-Proportionslehre kann Etienne Beothy allerdings nicht mehr verwirklichen: Am 28.11.1961 stirbt Etienne Beothy in Paris überraschend an Herzversagen.


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